Ökologie

In die Planung des Ökologischen Gewerbehofes sind bereits grundsätzliche Vorüberlegungen zu einer späteren „ökologischen Ausrichtung“ eingeflossen.
Dazu gehörten folgende Themenbereiche, die inzwischen glücklicherweise vielerorts Eingang in bauliche und stadtplanerische Entwürfe gefunden haben:
Aufgreifen baulicher Gegebenheiten und Ressourcen / Umnutzung von Brachen
Nach den Planungen der Sanierungsabteilung der Stadt Hannover wären die Gebäude der alten Bettfedernfabrik „Werner & Ehlers“ fast gänzlich abgerissen und das Grundstück anschließend neu bebaut worden.
Die Konzeptidee für den Ökologischen Gewerbehof Linden sah statt dessen den Erhalt und eine Nutzbarmachung der vorhandenen Gebäude und Grundstücksteile für neue, stadtteilorientierte Zwecke vor.
Heute wird diese Idee andernorts auch gern als „Vitalisierung innenstadtnaher Brachen“ betitelt.
Wohnen und arbeiten
Ein ursprünglich alter Lindener Grundsatz, der durch die stadtplanerische Sanierungspolitik Mitte der neunziger Jahre weitgehend verloren gegangen war, da eine Entflechtung der Wohn- und Arbeitsbereiche gezielt betrieben und durch Betriebsverlagerungen sogar finanziell gefördert wurde.
Die Folgen: Der Stadtteil Linden-Nord wurde weitgehend zu einem reinen Wohn- und Schlafbezirk. Die Bewohner mussten weitere Wege zu ihrer Versorgung zurücklegen, die räumliche Nähe von Wohnen und Arbeiten ging verstärkt verloren.
Mehr Verkehr und weniger wohnortnahe Infrastruktur, Arbeits- und Ausbildungsplätze waren zwangsläufig.
Die zum Teil an den Stadtrand verlagerten Betriebe verloren ihre alte Kundschaft, nicht nur wegen der häufig schlechten verkehrlichen Anbindung der neuen Gewerbestandorte.
Erneuernde Modernisierung unter ökologischen Gesichtspunkten und Standards
Bereits in der Planung für die bauliche Umgestaltung wurde hoher Wert auf eine ökonomische Raum- und Flächenverwertung gelegt. Dieses Kriterium war auch für die Auswahl der Betriebsstandorte auf dem Gelände sowie die Parzellierung der ursprünglichen Gebäude auf die schließlich heutigen Größen maßgebend.
Bei der Auswahl der Materialien während des Umbaus selbst wurden – neben einer hohen Wiederverwertung – die gängigen Standards im Bereich des ökologischen Bauens weitgehend berücksichtigt. Aufgrund der vergleichsweise geringen finanziellen Möglichkeiten konnten nicht immer alle erforderlichen Maßnahmen unmittelbar umgesetzt werden, wurden dann aber in eine mittel- bis langfristige Planung aufgenommen.
Hier sind drei wesentliche mittelfristige ökologische Projekte zu nennen:
- Photovoltaik – Solaranlage (Fertigstellung & Inbetriebnahme: 03.11.1999)
- Einbau eines Blockheizkraftwerkes (Fertigstellung & Inbetriebnahme: 14.03.2002)
- Regenwassernutzungsanlage (langfristige Planungsidee)
Photovoltaik – Solaranlage

Die Gebäude des Gewerbehofs befinden sich in fünfzehn ursprünglich zum Teil baulich getrennten Hallen, die heute in drei größeren Einheiten gegliedert sind.
Dreizehn dieser Hallen verfügen über ein Giebeldach. Im Rahmen der Modernisierung wurde früh die Notwendigkeit einer umfassenden Sanierung der Dächer erkannt. Wegen der knappen finanziellen Mittel waren zu Beginn aber nur die für eine mittelfristige Nutzung notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen möglich.
Die Grundsanierung der Dachlandschaft wurde in die Zukunft verschoben und mit der Idee der Installation einer Solaranlage verknüpft, die zum Teil die sanierungsbedürftigen Ziegel ersetzen sollte.
Da sich einer der Betriebe (und Gesellschafter) des Gewerbehofs, die Firma Corona Solar, auf solare Technik spezialisiert hatte, wurde 1998 eine entsprechende Projektidee entwickelt.
Mit dieser Projektidee nahm der Gewerbehof 1998 am Wettbewerb für „Innovative Solarprojekte in Niedersachsen“ der Wirtschaftsjunioren Niedersachsen teil und gewann diesen Wettbewerb.
Mit dem Preisgeld war der erste und wesentliche Anteil für die erforderliche Finanzierung vorhanden. Darüber hinaus wurden einige Sponsoren geworben und erfolgreich Förder- und Finanzierungsanträge an „pro klima“ (den Klimaschutzfonds der LHH), die Commerzbank und die KfW gestellt.
Im Laufe des Jahres 1999 wurde die Anlage mit einer Kollektorgröße von ca. 1.000 m² auf zwölf Dächern des Gewerbehofes installiert und am 03.11.1999 durch den Umweltminister des Landes Niedersachsen Wolfgang Jüttner in Betrieb genommen.
Die zur Bauzeit größte Anlage dieser Modulart überhaupt produziert seit dieser Zeit umweltfreundlichen Strom, der in das Netz der Stadtwerke Hannover eingespeist und von dort als Ökostrom verkauft wird.
Informationen & Technische Daten
Einbau eines Blockheizkraftwerkes
Zu Beginn der Gebäudemodernisierung musste die Infrastruktur für alle Energiearten neu geschaffen werden. In den größtenteils fast hundert Jahre alten Gebäuden waren Instandhaltungsmaßnahmen weitgehend unterblieben. Anlagen für Wasser und Heizung waren nicht vorhanden. Die Anlagen für Abwasser und Strom waren stark modernisierungsbedürftig.
Die erforderlichen Rohrnetze für Wasser und Heizung wurden daher neu installiert. Bei der Wahl der Heizungsversorgung wurde Fernwärme bevorzugt (Contractingmodell).
Mit der Steigerung der vermietbaren Flächen durch den fortschreitenden Umbau und die damit einhergehende Zunahme des Verbrauchs von Heizenergie und Warmwasser, wurde die ursprünglich aus Kostengründen verworfene Planungsidee eines Blockheizkraftwerkes neu aufgelegt. Anlagen dieser Art produzieren hocheffektiv neben Wärme (für Heizung und/oder Warmwasser) auch Strom, der im Gewerbehof selbst verbraucht und bei eventueller Überproduktion ins Netz eingespeist wird.
Ein Mieter des Gewerbehofes, die Firma KraftWerK, stellt diese Anlagen her und projektierte eine Anlage mit einer elektrischen Leistung von 14 kW und einer thermischen Leistung von 32 kW.
Ende des Jahres 2001 wurde die Anlage in die vorhandene Heizungs- und Warmwasserproduktion des Gewerbehofes integriert und am 14.03.2002 in Betrieb genommen.
Blockheizkraftwerk Mephisto G15 – Technische Daten
Regenwassernutzungsanlage
Die Dachlandschaft mit fünfzehn Hallendächern hat schon in der Planungsphase der Umnutzung die Idee einer Verwendung des anfallenden Regenwassers entstehen lassen.
Die alte Wasseraufbereitungsanlage der ehemaligen Bettfedernfabrik ist planerisch hervorragend für den Zweck einer Regenwassernutzungsanlage geeignet. Sie steht seit ca. 40 Jahren leer und ist wegen schwieriger räumlicher Bedingungen nicht einfach zu anderen Zwecken umzunutzen.
Die alten Becken eignen sich jedoch besonders für die Sammlung großer Mengen von Regenwasser, womit dann das gesamte Gelände – also ggf. auch das benachbarte Stadtteil- und Kulturzentrum FAUST e.V. – mit Brauchwasser zumindest für die Toilettenanlagen versorgen könnte.
Die erforderlichen Leitungen wurden bei der anfänglichen Installationen bereits verlegt und können nach dem Bau der noch erforderlichen Sammlungs-, Filter- und Verteileranlagen vergleichsweise einfach die vorhandenen Trinkwasserzuleitungen ersetzen.
Wegen der umfänglichen Maßnahmen und der damit verbundenen Kosten bleibt eine Umsetzung weiterhin eine langfristige Perspektive.
